Provoke – Provokation (Supernatural Oneshot)

Dies war ursprünglich als ganze Story geplant, aber ich bin nie über 3 oder 4 Kapitel hinausgekommen, weshalb ich diesen Teil (war als Prolog gedacht) nach einiger Zeit solo online gestellt habe. Viel Spaß!

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„Smile. It makes people wonder what you’re up to.“

Ich spähte durch das Fenster und sah wie dieser überschnelle Dämon gerade einen jungen Mann außer Gefecht setzte – gezielter Schlag seitlich gegen den Kopf, sodass dieser das Bewusstsein verlor, augenblicklich. Er sank zu Boden wo er stand.
Dieser beschissene Dämon musste ganz schön stark sein. Die anderen Zwei sahen sehr mitgenommen aus, bluteten aus Wunden an den Armen und dem Jüngeren lief auch Blut aus dem Mundwinkel.
Beeindruckend, vor allem wenn man bedachte, dass diese drei Männer dort drin erfahrene Jäger waren.
Mit einem leisen verächtlichen Schnauben zog ich mein Silbermesser, die Klinge maß gute 25 Zentimeter, warf mich gegen die Tür, die mit einem lauten Krachen aufflog und alle im Raum erstarren ließ. Nicht mal jetzt kam einer der Jäger auf die Idee dem Monster, das so nah vor ihnen stand, eine zu verpassen.
War ich etwa so ein außergewöhnlicher Anblick? Und wie hatten die es geschafft bisher zu überleben, wenn sie solche Chancen nicht nutzten?
Ich blickte dem Dämon, dem Formwandler, direkt in die Augen und warf mein Messer. Die Flugbahn beobachtete ich nur noch mit halber Aufmerksamkeit und bewegte mich schon seitlich auf den am Boden liegenden Mann zu. Er atmete. Genau als ich das feststellte, hörte ich das Geräusch des dumpfen Aufpralls, den mein Silbermesser in dem weichen Körper verursachte.
Es hatte also sein Ziel getroffen: Mitten ins Herz.
Ich kniete nieder und fuhr dem Bewusstlosen über die Wange, woraufhin er mit einem Flattern der Augenlider reagierte. Neben mir knieten sich die anderen beiden Männer auch hin und starrten genau wie ich zu Boden. Die Augen des Bewusstlosen flogen jetzt vollends auf und er stöhnte, griff sich an den Kopf und blinzelte gegen das Licht nach oben in unsere Gesichter.
Wortlos ergriffen ihn die Männer unter den Armen und zogen ihn hoch, gerade als ich mich schweigend aufgerappelt hatte.
Wir standen uns gegenüber: Ich allein auf der einen Seite und auf der anderen Seite die drei Männer. Die Jüngeren, Brüder auch wenn sie sich wenig ähnelten, musterten mich neugierig, während der Dritte – ihr Vater – mir zunickte.
„Keyla.“ Das war alles was er herausbrachte? Ich verzog die Mundwinkel leicht, sodass ein schiefes Grinsen herauskam.
„John.“ Erwiderte ich mit einem ähnlich gleichgültigen Tonfall in der Stimme. Seelenruhig schlenderte ich rüber zu dem toten Körper des Formwandlers und zog mein Silbermesser aus seiner Brust. Schnell wischte ich es an dessen Kleidung ab und steckte es in die Scheide an meiner Hüfte.
„Was machst du hier?“ Erklang wieder Johns Stimme und ich zog fragend eine Augenbraue hoch. Das war doch nicht etwa eine ernst gemeinte Frage? Doch da mich alle drei abwartend ansahen, ließ ich mich dazu herab etwas zu sagen.
„Mir kamen Gerüchte zu Ohren, dass hier ein Formwandler umherschleicht. Scheint der Wahrheit entsprochen zu haben.“ John lächelte kurz.
„Das meine ich nicht. Du musst auch gewusst haben, dass wir den Job angenommen haben, also wieso bist du hier?“ Langsam riss mein Geduldsfaden.
Ich war schon lange genug im Geschäft, um zu wissen, dass Jäger fast alle Einzelgänger waren, aber ich hatte ihnen doch deutlich das Leben gerettet. Ein kleines Dankeschön war doch nun wirklich kein Beinbruch, oder?
„Vielen Dank, Keyla, dass du mir und meinen Söhnen das Leben gerettet hast.“ Schnappte ich und fügte hinzu: „Freut mich auch dich zu sehen, John.“ Ich drehte auf dem Absatz um und wollte aus der Tür raus. Einfach nur raus, weg von diesem Jäger mit seiner ewig gleichgültigen Haltung. Er würde seinen Stolz niemals aufgeben.
Freundschaften pflegte er zwar gut, doch er ließ niemanden wirklich an sich heran. Ob das gegenüber seinen Söhnen genauso war?
„Danke.“ Drang eine etwas leisere Stimme an mein Ohr und ich hielt inne. Es war ganz klar nicht John gewesen, aber welcher seiner Söhne war anders als John?
Neugierig blickte ich über die Schulter und erhaschte einen kurzen Blick auf den jüngeren der Beiden, der der gerade noch bewusstlos gewesen war. Sein älterer Bruder und sein Vater sahen ihn überrascht an.
„Bitte.“ Erwiderte ich etwas besänftigt und verschwand aus dem Haus.

Keine anderthalb Stunden später saß ich in einer Bar an der Theke. Der Barkeeper stellte ein Glas Whisky vor mir ab und ich stürzte es herunter, in einem Zug. Fasziniert klebten die Augen des Barmanns an mir.
Neben mir wurde ein Stuhl beiseite geschoben und ich drehte neugierig den Kopf. John Winchester sah mich lange an und nickte dann dem Wirt zu.
„Drei Bier bitte.“ Er nahm die Flaschen entgegen und blickte mich wieder bedeutungsvoll an, dann ging er zu einem Tisch im hinteren Bereich dieses Ladens.
Seine Söhne saßen auf zwei Stühlen und sahen zu mir rüber. ‚Sie könnten wirklich nicht unterschiedlicher sein‘ dachte ich mir und unterzog sie einer genaueren Musterung. Der Jüngere, der Nette, saß gerade auf seinem Stuhl und sah mich mit einer Mischung aus Dankbarkeit und Neugier an. Sein Bruder lümmelte auf dem Stuhl wie ein Angeber – der er wahrscheinlich auch war – und starrte mich regelrecht an.
Ich folgte der unausgesprochenen Einladung Johns und schritt zu dem Tisch rüber. Einen Stuhl, fast gegenüber der Drei, zog ich zurück und ließ mich darauf nieder.
„Hallo, mein Name ist Sam.“ Stellte sich der Jüngere der beiden Söhne vor und als sein Bruder keine Anstalten machte, sich vorzustellen, schob er nach: „Und das ist Dean.“ Die einzige Reaktion von Dean war ein Blick, ein Verziehen der Augenbraue und ein undefinierbares Grunzen.
Fast hätte ich angefangen zu lachen.
„Keyla. Aber das wisst ihr ja schon.“ Entgegnete ich und ließ meine Hände auf die Tischplatte sinken. Flach lagen sie auf dem gekerbten Holztisch. Ich sah wie Dean ganz kurz den Blick senkte und meine Finger musterte, bevor die gleichgültige Miene wieder zutage trat.
„Also, Keyla, jetzt wo du meine Jungs kennst. Sag mir doch mal, was genau hat dich hergeführt?“ Johns Stimme war tief und dröhnend, aber er sprach leise, sodass nur die Anwesenden am Tisch ihn hören konnten.
Sams Blick begegnete dem Meinen ganz offen, das hatte ich noch bei keinem Jäger vorher gesehen. Interessant.
„Das habe ich dir vorhin schon gesagt, John. Der Job.“ Lässig lehnte ich mich zurück und ließ mich von allen dreien mustern.
Solche Blicke machten mir nur wenig aus, denn sie waren Tagesordnung. Obwohl dies Amerika, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten war, als Frau, die allein reiste, wurde man trotzdem schräg angesehen.
„Hast du einen Tipp bekommen oder wurdest du von selbst aufmerksam?“ Ich seufzte.
Seit wann war das wichtig? John kannte mich seit mehreren Jahren und ich war nie wählerisch gewesen. Ein Job musste getan werden und entweder hatte ich gerade Zeit oder nicht. Es war mir egal, was ich aufs Spiel setzte, denn genau genommen hatte ich nichts mehr.
Ausser meinem Leben.
„John, was willst du eigentlich von mir?“ Ich lehnte mich verschwörerisch vorwärts über den Tisch. „Ich tue meinen Job und ich bin gut. Offensichtlich, denn ich bin immer noch am Leben. Also was willst du?“ Dean und Sam sahen mich verblüfft an, auch wenn Deans Miene ganz schnell wieder zu der gleichgültigen Maske wurde. Was er wohl hatte, dass er sich dahinter verbergen musste?
John seufzte auf. Er klang müde und er sah älter aus als bei unserem letzten Treffen.
„Du bist zu jung, Keyla. Du solltest nicht jagen. Genieß dein Leben und lass diesen Job.“ Sams Blick drückte genau das aus, was sein Vater gerade gesagt hatte. Doch bei John hatte es nicht so sanft geklungen wie Sams Augen mich nun ansahen.
‚Wie ein Hund‘ schoss es mir in den Sinn und ich verzog das Gesicht zu einem amüsierten Grinsen.
„John, du Bastard. Was verbirgst du hier eigentlich?“ Hörte ich mich sagen und Dean knurrte als er die Beleidigung vernahm. Er stieß sich von dem Stuhl ab und stand augenblicklich später hochaufragend vor mir.
„Dean.“ Sam ermahnte ihn und griff nach Deans Arm, während ich nur ruhig von meinem Stuhl aus hochsah in Deans wütendes Gesicht. ‚Ein ausgeprägter Beschützerinstinkt, wie merkwürdig‘ Lässig erwiderte ich den Blick.
„Dean, setz dich.“ Jetzt war es ganz deutlich zu hören: John war müde geworden. Müde von der Jagd und müde von dem Kampf. Mitleid stieg in mir auf und auch Angst.
Eines Tages würde ich sicher genauso müde sein, aber ich konnte es nicht verhindern. Mein Schicksal verlangte von mir zu jagen. Was anderes hatte ich ja nicht mehr.
„Ich mache mir nur Sorgen um dich, Keyla. Du solltest das hier nicht tun.“ Väterlich legte John mir einen Arm um die Schultern, was mich zur Weißglut trieb. Ich schob den Arm beiseite und unterdrückte die hell auflodernde Flamme der Wut.
„Erkläre mir nicht was ich zu tun habe, John Winchester. Deine Söhne sind auch nicht viel älter als ich, also hör auf so zu tun als sei das Alter hier das Entscheidende.“ Ich holte tief Luft und versuchte meine zitternden Hände zu beruhigen.
Wenn mich die Wut packte und ich nicht die Möglichkeit hatte es an einem Dämon, Geist oder etwas ähnlich Bösem auszulassen, fing ich immer an zu zittern und manchmal wurde es wirklich schlimm.
„Ich bin erwachsen. Ich tue was ich für richtig halte. Und du solltest der Letzte sein, der versucht es mir auszureden, John. Aber bitte, lass dir deinen Arsch doch das nächste Mal von jemand anderem retten. Ich bin es Leid.“ Mit einer flüssigen Bewegung stand ich auf und verließ das Lokal. Verließ die Familie Winchester und es war mir egal was man von mir denken würde.
Sollte John doch zur Hölle fahren und seine Söhne im Stich lassen, ich würde mich nicht aufdrängen.

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